Normale Bewegung

Begriff und Methode der „Normalen Bewegung“ wurden entwickelt von dem Züricher Arzt und Rolfer Dr. Hans Flury. Ausgehend von den Grundannahmen der Strukturellen Integration und den Fragen, Erfahrungen und Anforderungen aus der Praxis als Rolfer entstand die Idee dieser neuen Form von Bewegung.

Normale Bewegung unterstützt und stabilisiert den Rolfing®-Prozess, kann aber auch ganz unabhängig von Rolfing® erlernt werden und einen Prozess struktureller Integration in Gang setzen.

Im Unterschied zu anderen Bewegungsformen orientiert sich Normale Bewegung am Ideal einer möglichst ökonomischen Bewegung. Je weniger Muskelkraft für eine Bewegung benötigt wird, desto geringer ist die Belastung für den gesamten Körper und desto leichter fällt uns die Bewegung. Dies gilt in gleichem Maße für so kleine Bewegungen wie das Atmen, wie auch für das Schleppen von Lasten oder das Bedienen einer Tastatur. Gerade bei intensiver oder einseitiger Beanspruchung des Körpers ist es von zentraler Bedeutung, wie viel Muskelkraft wir dabei aufwenden müssen und wie anstrengend damit eine Bewegung für den gesamten Organismus wird.

Jede Normale Bewegung beginnt mit dem gezielten Loslassen von Spannung. Auslöser für die Bewegung ist nicht – wie üblich – das Zusammenziehen von Muskeln, sondern das länger werden. Der gesamte Körper wird dabei leicht in die Länge gedehnt. Gleichzeitig erhöht sich in der Bewegung die Stabilität. Das Gleichgewicht wird besser statt schlechter.

Normale Bewegung nutzt sowohl die elastische Kraft gedehnter Faszien (vgl. Rolfing®® Strukturelle Integration), als auch die Stütz- und Schwerkraft der Erde als Bewegungskräfte und ermöglicht so dem Körper eine neue Leichtigkeit.

Bewegung geschehen lassen, statt sie zu machen; sich vom Gewicht des eigenen Körpers in die Länge dehnen lassen, statt von seiner Last zusammen gestaucht zu werden; die Stützkraft der Erde spüren und sich von ihr aufrichten lassen, statt sich allein mit Muskelkraft gegen die Schwerkraft zu stemmen – dies alles widerspricht den Grundsäulen westlicher Körperhaltung.

„Bauch rein, Brust raus, Rücken gerade“, das sind die Kommandos, die unser Bild einer aufrechten Haltung zum Ausdruck bringen und bestimmen. Alles was mit „sich gehen lassen“ zu tun hat ist negativ besetzt, als Ausdruck von Schwäche und Kontrollverlust. Das Erlernen Normaler Bewegung ist deshalb auch immer eine Auseinandersetzung mit diesen eingefleischten Bildern von Bewegung und Haltung, von aufrechtem Gang, von Geboten und Verboten.

Eigene Bewegungsmuster werden dabei bewusst und die Körperwahrnehmung wird differenzierter.Das gezielte Loslassen von Anstrengung in der Normalen Bewegung ermöglicht dem Körper eine Neustrukturierung die sich positiv auswirkt auf vielerlei Beschwerden und Schmerzen. Das vegetative Nervensystem wird elastischer und anpassungsfähiger, was insgesamt dazu führt, dass Sie weniger schnell aus dem Gleichgewicht zu bringen sind. Sie ermüden weniger schnell, erholen sich schneller nach besonderen Belastungen und fühlen sich insgesamt wohler in Ihrer Haut. Es passieren weniger Unfälle, einseitige Abnützungen und Verhärtungen werden verringert und die Gelenke entlastet.

Dass Sie sich trotzdem nach den Kursen oder Einzelstunden „geschafft“ fühlen liegt vor allem daran, dass das Erlernen Normaler Bewegung geistige Präsenz und Aufmerksamkeit erfordert.

Mit den sechs Bewegungselementen Falten, Sitzen, Gehen, Seitwärtsbeugen, Drehungen und Bewegungen der Arme werden Ihnen die Grundlagen zur konkreten Anwendung vermittelt. Jede beliebige Bewegung kann dann von Ihnen selbst optimal gestaltet werden.

Eine detaillierte und reich bebilderte Beschreibung Normaler Bewegung finden Sie in dem Buch „Die neue Leichtigkeit der Körpers“ von Hans Flury (vgl. Links).