Methode

Das Ziel der Strukturellen Integration ist eine Verbesserung der Körperstruktur. Um die Körperstruktur klar erkennen und verstehen zu können bedienen wir uns einer von der Schulmedizin etwas abweichenden Sichtweise des menschlichen Körpers. Das Hauptaugenmerk liegt nicht auf einzelnen Symptomen oder Körperteilen, sondern auf dem Körper als Ganzes. Daraus ergeben sich folgende Fragen: Wie passen und arbeiten die einzelnen Teile des Körpers zusammen? Was hält den Körper zusammen, was macht ihn ganz und gibt ihm seine jeweilige Form?

Diese Aufgabe wird vom so genannten Fasziennetz des Körpers übernommen. Faszien sind zähe, aus Bindegewebe bestehende Häute, die alle Bestandteile des Körpers wie Knochen, Muskeln und Organe einhüllen und miteinander verbinden. Die Gesamtheit dieser Faszien stellt eine Art dreidimensionales Netz dar, das dem ganzen Körper Zusammenhalt und Form gibt und damit die Grundstruktur unseres Körpers bestimmt. Faszien übernehmen einen Teil der für aufrechtes Stehen und Gehen nötigen Spannung und entlasten dadurch die Muskulatur.

Die aus ökonomischer Sicht optimale Struktur für den menschlichen Körper ist dann gegeben, wenn die Schwerpunkte der grossen Körpersegmente wie Kopf, Rumpf, Becken, Beine und Füße annähernd zentriert und senkrecht übereinander stehen. Die Schwerkraft und die Stützkraft der Erde werden so optimal ausgenutzt. Der Kraftaufwand für eine aufrechte Haltung wird minimal.

Um maximale Aufrichtung und ökonomische Bewegung zu erreichen muss das Fasziennetz gewisse Eigenschaften haben. Faszien müssen einerseits die nötige Spannung aufweisen um ihre formgebende und entlastende Funktion zu erfüllen, andererseits müssen sie die nötige Länge und Elastizität besitzen um leichte und ökonomische Bewegungen zu ermöglichen. Ist die Spannung in einem Teil des Fasziennetzes zu niedrig mangelt es uns an Stabilität, ist sie zu hoch werden wir verspannt, steif und unbeweglich.

Die Struktur, die sich im Fasziennetz zeigt, verändert sich langsam und zeitlebens. Verschiedene Faktoren tragen dazu bei:

  • erbliche Dispositionen
  • kulturelle Einflüsse
  • Bewegungsgewohnheiten
  • Vorbilder
  • psychische Faktoren
  • Verletzungen

Eine besondere Rolle kommt der Schwerkraft zu, unter deren Einfluss wir uns ständig befinden. Faszien verkürzen und verhärten sich unter diesen Einflüssen. Da das Fasziennetz aus einem zusammenhängenden System von Bindegewebshüllen besteht, werden Fehlspannungen von einem Teil des Körpers zu einem anderen übertragen und beeinträchtigen so die Statik des ganzen Körpers. Der Körper gerät aus dem Gleichgewicht, was einen erhöhten Kraftaufwand für aufrechte Haltung und Bewegung zur Folge hat. Dies führt wiederum oft zu Verspannungen, Ermüdung, vorzeitigen Abnutzungserscheinungen und Schmerzen.

 

Ida Rolfs grundlegende Erkenntnis war, dass sich das Spannungsmuster der Faszien durch eine ganz bestimmte Form der manuellen Behandlung dauerhaft verändern lässt. Dabei werden mit präzisem und sensiblem Druck verklebte Bindegewebsschichten gelöst, Verkürzungen im Gewebe gedehnt und verhärtete Stellen geschmeidig gemacht. Im Mittelpunkt steht dabei nicht die Behandlung von Symptomen, sondern die Verbesserung der Statik des gesamten Körpers, maximale Aufrichtung und ökonomische Bewegungsformen.

In der Regel besteht eine Behandlung in Rolfing® – Strukturelle Integration aus einer Folge von zehn aufeinander aufbauenden, ca. einstündigen Sitzungen. Die Körperstruktur ist nach einer solchen Serie besser geordnet. Aufrechte Haltung und Bewegung fallen leichter, der Brustkorb kann sich weiter dehnen und erlaubt eine freiere, tiefere Atmung. Fehlbelastungen von Gelenken und belastende Spannungsmuster im Gewebe sind verringert. Oft hat dies die Verminderung oder das Verschwinden von Schmerzen zur Folge. Patienten berichten meist von einem Gefühl der Leichtigkeit und des allgemeinen Wohlbefindens.

Dieses gute Körpergefühl kann sich auch auf die Psyche übertragen. Eine aufrechte und entspannte Haltung wirkt sich oft positiv auf das Selbstbewusstsein aus. „Mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen“ gibt vielen Menschen ein Gefühl von Sicherheit und Ausgeglichenheit.